Für diesen Toot lassen wir die Politik und Dobrindt mal draußen vor, BOS ist nicht nur Videoüberwachung sondern auch klassische Polizeiarbeit, medizinische Versorgung und Feuerwehr.
Zum Thema.
BOS möchte (und muss) MCx (Mission Critical Services) für ihre Datenanwendungen nutzen. Dieser Service nutzt 'normale' Mobilfunk Infrastruktur. Zwar werden derzeit auch schon Mobilfunknetze von BOS für Datenanwendungen genutzt, aber mit MCS bekommen die BOS SIM-Karten eine hohe Priorität und in den Mobilfunk Core-Netzen werden Brücken zu dem BOS-Tetra Netz eingebaut. Im Grunde wird aber die normale Mobilfunk Infrastruktur genutzt.
Vor kurzem hat Vodafone mit MCS begonnen, nun auch Telekom. Die MCS SIM Karten von BOS sollen freie Netzwahl bekommen, sodass irgendwann auch O2 mitmachen muss.
Soweit - so gut.
Für den gesellschaftlichen Normalzustand wird MCS funktionieren und durch die freie Netzwahl haben die BOS SIM auch einen großen Vorteil in Funklöchern einzelner Betreiber.
Problematisch wird es in Krisen oder Großschadensfällen - wenn Hilfsorganisationen und auch die Polizei auf zuverlässige Kommunikation angewiesen ist.
Mobilfunknetze werden in scharfem Wettbewerb aufgebaut und betrieben und sind nicht schwarzfallfähig, Standorte mit Batterien fallen nach etwa 2 Stunden aus.
Die Kapazität der Funkmasten ist für das durchschnittliche Datenaufkommen in ihrem Versorgungsbereich ausgelegt - zuzüglich einer Kapazität für die Zukunft bis zur nächsten Modernisierung. Das zu transportierende Datenvolumen in Mobilfunknetzen steigt ja stetig und da braucht es eine Reserve.
In Großschadensfällen steigt massiv der Traffic der normalen Kunden und vielleicht sind auch einige Funkmasten ausgefallen, sodass die Verbleibenden an oder über ihrer Lastgrenze laufen. Bei sehr starker Überlast können dann Zellen kollabieren. Das ist der GAU. Die priorisierten SIM von BOS können in diesem Fall auch keine Verbindung mehr aufbauen. Dieser Kollaps ist vergleichbar mit Ethernet, wenn zu viele Endgeräte Daten senden wollen. Es kommt nur noch zu Kollisionen und niemand versteht mehr irgendwas. Das kann im Uplink an Mobilfunkstationen beim Access auch passieren - zu viele Endgeräte fordern Ressourcen an, die BTS versteht gar nichts mehr, da auch im Mobilfunk der erste Zugriff eines Endgerätes auf die Zelle im Kollisionsbetrieb arbeitet. Es gibt Lastabwehrmechanismen, um den Kollaps zu verhindern - inwieweit diese in den Netzen der drei Betreiber eingeführt und funktionsfähig sind, weiss ich nicht.
Ich wollte nur darauf hinweisen, dass priorisierte SIMs auch keine vollständige Garantie bieten, eine Verbindung aufbauen zu können. Und eben auch nicht, wenn die Funkzellen wegen Unterbrechung von Strom oder Leitungen in Krisen ausgefallen sind.
https://www.heise.de/news/Telekom-will-neuen-Funk-fuer-Blaulichtorganisationen-liefern-10643816.html